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Die Sache mit der Karriere

Über natürliche Bedürfnisse und Substitution


von Peter Pröll
redigiert von Anke Schaffrek

Ich habe Anfang der 90er an der Uni in Karlsruhe Maschinenbau studiert. Nicht nur, dass die Uni mit ihrem Studienprogramm allgemein sehr männergeprägt war, für Maschinenbau galt das ganz besonders: Wir waren 400 Studierende im Semester, darunter 7 Studentinnen.

Die Sache war, dass sich das erheblich auf die Partykultur ausgewirkt hat. Partys? Bei so einem Frauenmangel? Stellen Sie sich einmal vor, wie dies wohl gewesen sein mögen. Ja. Genau. Spaß haben diese Partys nicht gemacht: eine völlige Testosteronübersättigung, die für die meisten im exzessiven Alkoholgenuss endete.

Das ist das Prinzip einer Substitution. In freudscher Formulierung: "Ersetzen eines ursprünglichen Triebobjektes durch ein Ersatzobjekt."

Leere Bierflaschen

Übrigens finde ich den Effekt auch, wenn ich in zentral gemanagte Unternehmen blicke. Sie kennen die auch, mit Führungskräften und so. Nein, die Menschen laufen da natürlich nicht so volltrunken herum. Aber auch ihnen fehlt das "ursprüngliche Triebobjekt": Hier ist es die Möglichkeit, selbstorganisiert und damit ungehindert wertschöpfend arbeiten zu können. Und das Ersatzobjekt für die fehlenden Freiheitsgrade? Karriereleiter und Jobtitel!

Womit wir schnell bei der “Geschichte” landen, dass insbesondere Führungskräfte und Manager sich schwer tun, wenn es um Selbstorganisation geht - also darum, dem Karrieremodell den Rücken zuzudrehen. 

Dabei ist es genau das: eine Geschichte - und eine schlechte dazu. Denn genau so absurd ist es, Maschinenbauern zu unterstellen, sie würden - wenn überhaupt - nur mit Widerstand die Flasche beiseite stellen, sobald sie eine Chance hätten, stattdessen mit einem weiblichen Partygast "schwofen" zu dürfen.

Verrückt genug: Nur ein paar Kilometer entfernt von der Uni war die PH – die pädagogische Hochschule – zu finden. Das Geschlechterverhältnis war dort exakt umgekehrt. Die wenigsten Maschinenbauer fanden aber den Weg ins „gelobte Land“. Dabei hätte man nur mal die Nase aus dem eigenen Studentenheim stecken müssen, um zu erkennen, dass ein „natürliches“ Partyleben möglich ist: Ohne Intoxikation, dafür voll drauf auf (körpereigenem) Endorphin.

Und wann kommen Sie auf den Trichter, Ersatzbefriedigungen als solche zu entlarven und hinter sich zu lassen? Entfaltung des ganzen Potentials durch selbstorganisierte Teams. Keine Karriere. Aber dafür eben endgeile, endorphingetriebene, ungehinderte Wertschöpfung mit Freude daran! Stecken Sie die Nase mal raus ;-).
 

90% of what we call management consists of making it difficult for people to get their job done.

 

 
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