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Führungskräfte und die Extrameile

Über die oftmals undankbare Aufgabe, Führungskraft zu sein


 
Peter Pröll

 

Ein Artikel von Peter Pröll
Lesezeit ca. 5 Minuten

 

Vor einer Woche hatte ich wieder die Gelegenheit mit zwei Führungskräften jenseits von Unternehmen und Workshops zu sprechen. Bei solchen Gesprächen werden die negativen Seiten des Jobs unverblümt thematisiert.

Der Stein des Anstoßes

In dem Fall handelte das Gespräch von der berühmten „Extrameile“. Die Auftragslage, berichtete meine Gesprächspartnerin, erforderte einen Einsatz über mehrere Wochen hinweg ohne Unterbrechung, ohne Wochenende, mit 12+ Stunden Arbeitszeit am Tag. Leider hat man sich daran gewöhnt.

Der größte Demotivator in dieser Situation war, dass nach getaner Arbeit der außerordentliche Einsatz vom Unternehmen nicht gewürdigt wurde. Nicht einmal ein „Danke“ erhielt man. Die Denke „man ist Führungskraft und da darf ein außergewöhnliches Engagement erwartet werden“ besteht im Top-Management nicht selten. 

In manchen Unternehmen macht sich die Hybris breit, die Mitarbeitenden bräuchten den Arbeitgeber mehr als umgekehrt. Das gilt insbesondere für Firmen, die zumindest momentan noch auf der Erfolgswelle reiten.

 

Ethische Implikationen der Extrameile

Extrameilen. Das sind die Leistungen, die über die Arbeitsvereinbarungen und den regulären, sorgfältig und gewissenhaft mit Freude erledigten Job hinausgehen. Eine Erwartungshaltung des Arbeitgebers oder Vorgesetzten mehr zu leisten, als dafür bezahlt wird. 

So gesehen besteht erst einmal „nur“ ein Ungleichgewicht. Diese Forderung entsteht meist aus der oben genannten Hybris, die Arbeitnehmer brauchen das Unternehmen mehr, als das Unternehmen die Arbeitnehmer. Mit diesem Hintergrund die gefühlte Überlegenheit auszunutzen und die Extrameile explizit oder implizit zu fordern ist ethisch gesehen verwerflich. Wer dies praktiziert, sollte sich fragen, wie lange Mitarbeitende sich das gefallen lassen werden.

Die Extrameile und die wirtschaftlichen Folgen

Die Extrameile basiert auf Druckausübung und Zwang. Druck funktioniert in Verbindung mit Androhung von Konsequenzen (implizit oder explizit) und damit über Angst. Niemand würde sich sonst auf Extrameilen einlassen! Was Druck und Angst für Arbeitsleistung und Arbeitsqualität bedeutet, habe ich ausführlicher in einem separaten Blogartikel beschrieben. Es läuft darauf hinaus, dass die Arbeitsleistung und die Qualität nachlassen. Kreativität und Motivation werden getötet. Sie schadet dem Unternehmen sofort, direkt und nachhaltig.

Die freiwillige Extrameile

Sie sehen das nicht so weil Sie die Extrameile freiwillig gehen? Sie sehen die Notwendigkeit, dass es gerade nicht ohne funktioniert und es jetzt eines außerordentlichen Einsatzes bedarf? (Ha, erwischt! Wenn die Extrameile gegangen werden muss, ist Druck und Unfreiwilligkeit im Spiel.) 

Oder kann von Müssen keine Rede sein, da sie so viel Spaß und Freude beim Arbeiten haben, dass es erfüllend ist? Dann reden wir nicht von Extrameilen, denn diese ergeben sich durch das „Extra“ was von einem gefordert wird. Und zwar durch andere. Das hat nichts freiwilliges. 

Eine freiwillige Extrameile gibt es per Definition daher nicht.

Lassen sie uns dennoch diesen Fall beleuchten. Es gibt in gut aufgestellten Teams (zB. in wirklich agil arbeitenden Teams) den Fall, dass dort tatsächlich dafür Sorge getragen werden muss, dass Mitarbeitende nicht freiwillig und aus eigenem Antrieb heraus zu viel Überstunden leisten, obwohl es vom Arbeitgeber anders gewünscht wird. Kennen sie nicht? Sie wollen wissen, wie man dahin kommt? Reden sie mit mir. Man kann die Sache mit der Extrameile in diese Richtung umdrehen.

Zurück: Es ist gut und sinnvoll rechts und links zu schauen und das Leben nicht nur aus Arbeit bestehen zu lassen. Wenn die Zeit für das Privatleben, die Familie und Freunde fehlt, dann verpasst man nicht nur etwas. Es kann zu privaten Problemen führen. Diese werden sich dann zwangsläufig negativ auf die Arbeit auswirken.

Kurz: „Freiwillige Extrameilen“ sind nicht empfehlenswert. Die Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich kenne nur eine und diese betont immer wieder wie dankbar er seiner Familie ist, viel Freiraum für seine Unternehmerabenteuer zu haben. Unternehmer? Klar! Auch von Unternehmern werden Extrameilen verlangt. Nicht Vorgesetzte sind in diesem Fall die fordernden Instanzen, sondern Kunden. Oder Investoren. Andere Spieler, gleiches Spiel.

Mal rhetorisch gefragt: Kennen sie das?

Sind sie Führungskraft und kennen sie das mit den von ihnen geforderten Extrameilen? Konnten sie das alles nachempfinden? Demotivierend, nicht wahr? Hier werden Menschen verbrannt. Ohne dass dabei ein wirtschaftlicher Vorteil entsteht. Völlig sinnbefreit und destruktiv. Keine Gewinner!

Doch - Hand aufs Herz - wann waren sie das letzte Mal in der anderen Rolle? Wann haben sie als Führungskraft denn zuletzt von ihrem Team verlangen müssen, die Extrameile zu gehen? Haben sie sich dafür angemessen bedankt, dass ihr Team ihnen damit den Rücken gestärkt hat, um dem Druck beizukommen, unter den sie gesetzt wurden?

Und: Was gedenken sie zu tun, damit die Notwendigkeiten für Extrameilen in Zukunft reduziert wird oder idealerweise entfällt?

Wenn Sie ausbrechen möchten aus dieser Falle und die Situation nachhaltig zu gunsten von Gesundheit und Wertschöpfung verändern wollen, dann lassen Sie uns doch einmal miteinander sprechen. Sie können direkt online einen Rückruf vereinbaren oder mir schreiben.

 
 

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