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Wie sie dafür sorgen, dass ihr Team motiviert ist!

Über die Motivation


 
Peter Pröll

 

Ein Artikel von Peter Pröll
Lesezeit ca. 10 Minuten

 

Den Sinn davon selbst motiviert zu sein und auch der Sinn eines motivierten Teams bei der Arbeit wird von niemanden bestritten. Die Arbeit oder Beschäftigung läuft leicht von der Hand, man empfindet Freude und Sinn im eigenen Tun, die Qualität ist höher und die Kreativität steigt. Es hat sich gezeigt, dass unmotiviertes (im Sinne von sinnfreiem) Arbeiten einen negativen Einfluss auf die Gesundheit hat. 

 

Motivieren anderer Menschen

Wie stellt man also Motivation her? Ja, es gibt haufenweise Literatur über die Kunst der Motivation. Das ganze Thema wird aktuell in Verbindung mit Buzzwords wie “New Work” und “Empowerment” weiter gehypt. Dann gibt es die Stimmen, die behaupten, dass man andere überhaupt nicht motivieren kann. Egal, ob man motivieren kann oder nicht. Lasst die Philister Streitgespräche führen. Folgendes hat sich als funktionierend herausgestellt:

 

Man muß Menschen nicht motivieren. Man muß "einfach" damit aufhören sie zu demotivieren!

Allein durch diesen Schritt stellt sich in der Regel direkt Motivation bei den Menschen ein! Ich schreibe hier “in der Regel”, um nicht absolut zu wirken. In vielen Jahren, in denen ich diese These überprüft habe (ich arbeite inzwischen nur noch auf Basis dieser These), habe ich nicht eine einzige Ausnahme erlebt, auf die diese These nicht zutraf. Not. A. Single. One.

Der Mensch ansich ist also offensichtlich in seinem „Default Setting“ motiviert. Das macht auch Sinn. Wenn wir motiviert sind, empfinden wir Freude für das, was wir tun. Es fällt uns leicht, wir sparen also bei dem was wir tun auch noch Energie. Im besten Fall ist die Energiebilanz sogar eine positive! Deshalb streben wir danach motiviert zu sein, so wie eine Seifenblase immer nach der Kugelform strebt. Niemand wacht morgens auf und nimmt sich vor unmotiviert zu sein. Prüfen Sie das einmal. Wenn Sie genau bei sich selbst schauen, stellen Sie fest, direkt beim Aufwachen ist sie da, die Motivation. Kurz bevor die einem die Demotivatoren in den Sinn kommen: Guten Morgen liebe Sorgen...

Eine motivierte Atmosphäre zu schaffen ist daher "ganz einfach": Identifizieren sie Demotivatoren und stoppen sie diese. Als Teamleader, Vorgesetzte:r oder Unternehmensinhaber:in haben sie die Möglichkeit und Verantwortung das System bzw. die Umgebung zu beeinflussen und zu gestalten. Damit haben sie zumindest eine Teilverantwortung für die Demotivatoren. Verlangen sie daher nicht von Menschen demotivierende Umstände zu ertragen und dabei dennoch motiviert zu sein.

Menschen motivieren zu wollen empfinde ich als menschenverachtendes Blaming

Die Annahme, man müsste Menschen motivieren, geht davon aus mein Gegenüber ist grundsätzlich unmotiviert und trägt dafür selbst die Verantwortung. Folgen sie mir noch? Haben sie bemerkt, dass das nichts anderes ist als Blaming, das von sich weisen von Eigenverantwortung? 

Die Meinung andere motivieren zu müssen ist dabei die subtilste, hinterlistigste, meist jedoch auch unbewussteste Form des Blaming gegenüber den „Unmotivierten“. Das lässt sich noch steigern. Man spricht dann offensiv von "Low-Performern, von Faulheit, von Leuten, die ihre Finger nicht aus der Steckdose bekommen, typischerweise Leute, die nur unter Druck arbeiten, die man deshalb kontrollieren und von Zeit zu Zeit auch mal in den Allerwertesten treten muss". An der Stelle hat man den Grad von gegebenenfalls unbewusstem Blaming hin zu offensiver Menschenverachtung überschritten. Leider müssen wir uns jetzt eingestehen, dass dies ein immer noch nur allzu normales Setting in Unternehmen ist.

Ich lese auch nicht selten Stellenangebote von Unternehmen, die von ihren Bewerbern erwarten Motivation mitzubringen. Macht das nicht jeder sowieso? Ohne Motivation würde man sich im Regelfall gar nicht erst bewerben! Die Aussage in der Stellenanzeige sagt mir viel mehr, dass das Unternehmen wohl keine Verantwortung für eine gegebenenfalls demotivierende Arbeitsumgebung übernimmt, übernehmen will und diese auf die Mitarbeiter abwälzt: "Wir sehen keinen Handlungsbedarf Demotivatoren am Arbeitsplatz zu eliminieren und verweigern unsere Verantwortung! Also seien sie gefälligst resilient und dultsam!"

Die Arbeit an Systemen, statt an Menschen

Solang ich im Rahmen meines Beratens und Coachings „an Menschen“ arbeitete, war das oft erfolgreich, doch meist langwierig. Immer wieder stieß ich dabei auch auf Widerstand. Ich beklagte mich nicht selten darüber und über die Kraftanstrengungen, die es bedeutete, diese Widerstände zu überwinden. In einem Fall kostete mich der Widerstand sogar mein Mandat.

Inzwischen sehe ich den Widerstand nicht mehr als etwas Negatives. Es ist eigentlich eine natürliche und intelligente Reaktion darauf, die Menschen für die Demotivation zur Verantwortung zu ziehen, die sie durch das System erfahren haben. Eine intelligente Reaktion auch darauf, Menschen im Unternehmen ein Coaching per top down aufzuzwingen.

Arbeit am System hingegen bringt mir direkte Erfolge. Teils so direkt, dass sich die Atmosphäre wortwörtlich von einem Augenblick auf den nächsten verändert. Grund dafür ist das hohe Verbesserungspotential in unseren Systemen. Insbesondere, wenn es um die Beseitigung von Demotivatoren geht. Wie das geht, dazu werde ich später einmal einen Beitrag schreiben. Wer nicht warten kann, nimmt mit mir Kontakt auf.

Wenn sie den Eindruck haben, dass die Mitarbeiter in ihrer Verantwortung nicht die Leistung erbringen, die sie von ihnen erwarten, dann handeln sie das nächste Mal doch anders als bisher. Überlegen sie sich - im Idealfall mit dem Team zusammen - wo die größten Demotivatoren stecken. Und dann beheben sie diese. Wenn sie den Erfolg erkennen, dann wiederholen sie diese Übung.

Wieso hören wir nicht endlich auf, an den Menschen rumzubasteln zu wollen?

Wieso stellen wir uns nicht der tieferliegenden Ursache: Demotivierende Systeme und Organisationsformen, in die wir die Menschen zwingen. Und wann hören wir auf uns zu wundern, wieso Menschen in diesen Systemen unmotiviert sind? Wann hören wir auf, die Verantwortung für diese Demotivation den Menschen zuzuschreiben und nicht den Systemen?

Zutrauen in Menschen

Mein Zutrauen in den Menschen hat sich aus meinen Erfahrungen heraus massiv gestärkt. Es ist wunderschön zu erleben, wie Menschen mit verschiedenen Hintergründen und Wertvorstellungen nur durch Änderungen im System Motivation aus sich selbst heraus entwickeln, welche Leistungen und Qualitäten ungeahnter Dimension zu strahlen beginnen. 

Doch das ist nur meine Erfahrung.. Glauben sie mir kein Wort und probieren sie es bitte selbst aus, machen Sie ihre eigenen Erfahrungen. Über Feedback und Erfahrungsberichte würde ich mich sehr freuen!

 
 

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