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Wie Batman Ihre Organisation tötet

Unternehmen funktionieren heldenfrei besser


 
Marcella Koopman

Ein Gastbeitrag von Marcella Koopman
Übersetzung: Peter Pröll

Lesezeit ca. 8 Minuten

 

Ich habe ihn in jeder Organisation gesehen. Ich habe mit ihm gearbeitet und ja, ich war’s auch schon selbst. Ich liebe es, ihn in den Fluren anzutreffen und in jeder Sitzung, wie er mit dem Management abhängt.

Ich spreche vom Superhelden des Teams - dem Batman, der bereit ist, die ganze Nacht durchzumachen, an den Wochenenden zu arbeiten und die ganze, nötige Arbeit zu erledigen. Wir mögen Helden, wir feiern und belohnen sie. Sie sind ein Vorbild in der Organisation. Erkennen Sie diese Person wieder und haben Sie einen Helden in Ihrem Team? Mit Verlaub, Sie leiden unter dem „Superhelden-Syndrom“.

Das Superhelden-Syndrom

Das „Superhelden-Syndrom“ liegt vor, wenn ein Mitglied des Teams annimmt, dass es für alles verantwortlich ist. Superhelden übernehmen zusätzliche Arbeit und Verantwortung, lösen jede Art von Problem und nehmen sich Fehler und Misserfolge zu Herzen. Echte Perfektionisten. Ein Superheld ist derjenige, der Probleme löst und dafür vom Management belohnt wird.

Die meisten Helden haben gute Absichten und machen ihre Arbeit mit größter Leidenschaft. Viele Organisationen sind abhängig von ihren Helden. Und, was beunruhigender ist, viele Organisationen glauben, dass Superhelden gebraucht werden, weil andere Teammitglieder nicht in der Lage sind, komplexe Probleme zu lösen.

 

Ein verlorener Held

Es ist leicht, sich auf den Helden zu verlassen, sich zurückzulehnen und ihn die Lage retten zu lassen. Andere Mitglieder des Teams werden in Krisenzeiten weniger und unangemesser reagieren. Warum? Weil der Held über Wissen verfügt, das er nicht mit dem Team teilt.

Da ein Held Probleme lösen will und sich für alle Fehler verantwortlich fühlt, kann er einen unkontrollierbaren Leistungsdruck auf sich ausüben. Was kurzfristigen Erfolg beschert ist langfristig eine gefährliche Strategie. Stefan Thorpe, CTO von Caylent, weist darauf hin, dass „sie sich nicht nur um ihre eigenen Verpflichtungen kümmern, sondern darüber hinaus versuchen werden, ein Zuviel an zusätzlichen Rollen und Verantwortlichkeiten zu übernehmen“. (1) Dieses Verhalten kann zu einem Burn-out führen und letztendlich die Leistung beeinträchtigen.

Sollten Sie Ihren Superhelden loswerden?

Wenn Sie der Meinung sind, dass der Rest des Teams nicht die Leistung bringt, die Sie sich wünschen, dann ja. Wenn man den Helden an Ort und Stelle belässt und ihn jedes Problem lösen lässt, entsteht ein Umfeld, in dem das Team nicht in der Lage ist, das Problem heldenfrei zu lösen. Warum auch, wenn der Held immer die Situation rettet? Lassen Sie uns in einem Punkt klar sein - ein Superheld ist kein Jemand, sondern Etwas, das man loswerden sollte. Es ist das Verhalten eines Superhelden, das Ihre Organisation töten kann, nicht die Person an sich.

Ein Dreamteam - aus Einzelpersonen

Erinnern Sie sich an das amerikanische Basketball Olympia Dream Team der Männer von 1992? Die erfolgreichsten Spieler in der Geschichte des Sports - Michael Jordan, Scottie Pippen, Magic Johnson, Charles Barkley – alle in einem Team. Ein garantierter Erfolg?

Am 24. Juni 1992 begann das Team mit den Vorbereitungen für die Olympischen Spiele mit dem ersten Testspiel gegen ein Kader der besten College-Spieler der NCAA (National Collegiate Athletic Association). Die Starspieler betraten den Platz und schüchterten die Studenten bereits mit ihrer Aufwärmroutine ein. Es wurde sichergestellt, dass das Dream Team alles überstrahlte. Und natürlich... verloren sie das Spiel mit 62:54, weil sie den Gegner unterschätzt hatten (2). „Wir wussten nicht, wie wir miteinander spielen sollten“, fasste Scottie Pippen das Debakel zusammen (3).

Wie aus dem Dream auch ein Team wurde

Die Niederlage hat die Spieler aufgeweckt. Zum Siegen brauchte es mehr als ein Line-Up aller Stars. Es erforderte ein All-Star-Team. Die Spieler passten sich an, wurden eine Mannschaft und der Rest ist Geschichte. Das Dream Team besiegte seine Gegner mit durchschnittlich 44 Punkten und holte Gold. Es wurde von amerikanischen Journalisten als die größte Sportmannschaft aller Zeiten beschrieben. (2)

Viele Organisationen können sich mit dem Fall des Dream Teams identifizieren. Sie alle suchen die erfahrensten und fähigsten Personen, meist die Superhelden der Organisation, die einem Team „durchschnittlicher oder unterdurchschnittlicher Einzelpersonen“ helfen können. Das ist kurzsichtig. Michael Jordan hat dies wie folgt in Worte gefasst: „Können gewinnt Spiele, doch Teamwork und Intelligenz gewinnt Meisterschaften. (3)

Fünf Tipps Batman den Umhang zu entreißen

Es ist an der Zeit, sich vom Batman-Verhalten in Ihrer Organisation oder Ihrem Team zu verabschieden. Hier ein paar Tipps:

  1. Wenn Sie der Superheld sind, fangen Sie an, nein zu sagen! Wenn sich ein Team auf Sie, den Helden, verlassen kann, braucht es nicht zu wachsen und gemeinsames Lernen wird überflüssig. Es gibt keinen Grund, besser zu werden, das Team wird einfach weitermachen wie bisher. Wenn man die Problemlösung kennt, bedeutet das nicht, dass man für die Problemlösung selbst auch verantwortlich ist. Das gesamte Team trägt diese Verantwortung und in einem Team müssen daher alle zusammenarbeiten. Sonst verkaufen Sie als Held sich unter Wert auf Kosten Ihrer eigenen Gesundheit.
     
  2. Wenn Sie als Führungskraft mit Superhelden-Verhalten in Ihrem Team konfrontiert sind, sollten Sie dieses Problem angehen. Zeigen Sie dem Helden die langfristigen Konsequenzen seines Handelns für sich und das Team auf und ermöglichen Sie ihm wieder ein gesundes Arbeitsmaß zu finden.
     
  3. Bleiben Sie sachlich, das erleichtert das Gespräch. Stellen Sie sicher, dass Batman sieht, was vor sich geht und welche Auswirkungen seine Handlungen haben. Gefühle, Emotionen und Vermutungen erschweren das Gespräch und können ein feindliches Umfeld schaffen.
     
  4. Hören Sie auf, Menschen zu belohnen, die lange arbeiten. Es ist nicht notwendig sie zu bestrafen. Finden Sie heraus wieso diese Menschen denken, dass sie Überstunden machen müssen (4).
     
  5. Wenn Sie einen Superhelden in Ihrem Team haben, ist es wichtig, dies anzusprechen. Stellen Sie sicher, dass Sie das Gespräch mit dem gesamten Team mit dem Ziel beginnen, das Team zu verbessern. Halten Sie sich von Einzelgesprächen und dem Beschuldigungsmodus fern. Ich weiß, das ist schwierig. Doch mit Batman gewinnt niemand. Weder das Team, noch die Organisation und auch Batman selbst nicht.
 
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